Top 10 (AK) für Thomas Hartmann beim Ironman Thun
Backnang / Thun. Alles sah nach einem perfekten Wettkampftag für Thomas Hartmann vom TC Backnang aus. Doch bereits bei der Anfahrt zum Schwimmstart war ein stärkerer Südwind feststellbar. Das Wasser im flachen Thunersee hatte rund 19 Grad. Die Schwimmstrecke verlief in Nord-Süd-Richtung. Es erfolgte ein Rollingstart der rund 1350 Athleten.
Nach einem kräftezehrenden Schwimmen und einer etwas längeren Strecke war nach 4150 m endlich Boden unter den Füßen. Die Zwischenzeit lag bei 1:33:20 Stunden. Ein erster persönlicher Negativrekord stand somit fest. Nachdem aber noch die Hälfte der Fahrräder in der Wechselzone standen, konnte das Schwimmen doch nicht so schlecht gewesen sein. Es ging nun mit dem Rad auf die atemberaubende Radstrecke über 180 Km und dem Anblick der Schweizer Bergwelt von Jungfrau, Mönch und Eiger. Da waren die folgenden 2300 Höhenmeter wie kleine Bodenwellen. Die strahlende Sonne heizte so langsam die Luft an.
Bereits nach dem ersten Anstieg bei Km 15 stellten sich ein unangenehmes Gefühl im Magen-Darm-Trakt ein, was wohl eine Folge von zu vielem Seewasser war, welches durch die Wellen im Magen landeten. So war ein Dixi-Besuch an der 2. Verpflegungsstelle unvermeidbar und sorgte für Erleichterung. Die erste von zwei Radrunden waren absolviert. Nun galt es die Leistung weiter konstant zu fahren. Bei Km 110 stellten sich in den Beinen erste Krämpfe ein. Die Darmentleerung hatte offensichtlich Auswirkung auf den Mineralstoffhaushalt verursacht. Mit mehr Salzzufuhr wurde versucht das Defizite auszugleichen, damit die Flüssignahrung wieder umgesetzt werden konnte. So kam es zu einem zusätzlichen Halt an einem Brunnen um Wasser aufzunehmen. Am letzten großen Anstieg bei Km 147 kam zu einem Zwangshalt da beide Oberschenkel streikten. Die letzten Salztabletten, Wasser und eine kurze Pause erlösten die Muskeln und der Anstieg konnte bezwungen werden. Nun galt es auf den letzten 30 Km kein Risiko mehr einzugehen.
Nach von 6:39 Stunden auf dem Rad war endlich die Wechselzone in Thun wieder erreicht. Die Temperaturen betrugen inzwischen 33 Grad. Die Sonne strahlte mit voller Kraft.
Es folgte der abschließende Marathon bei dem 3 Runden zu laufen waren. Verpflegung und Kühlung waren unbedingt zu beachten. Das Anlaufen und die erste Runde machten Freude und es wurden Plätze gut gemacht. Die Tempovorgaben wurden eingehalten und waren eher etwas verhaltener um das Risiko nicht herauszufordern. Dennoch meldete sich ab Km 14 der Kreislauf und so wurde Thomas zum Gehen gezwungen. Ein Ausstieg war zu diesem Zeitpunkt keine Option. Es folgten Kilometer für Kilometer und an den Verpflegungsstellen nahm Thomas lauwarme Brühe und Salzstangen auf, um den Mineralstoffhaushalt auszugleichen. Nach der 2. Runde fühlte sich der Körper besser an und war stabil. So konnte Thomas die abschließende Runde im „Run & Walk“ absolviert werden. Nach rund 6 Stunden befand sich Thomas auf dem letzten Kilometer. Der Körper war stabil und bereit für den finalen Zieleinlauf.
Nach insgesamt 14:33:21 Stunden (Platz 8 der AK 60, Platz 813 gesamt) überquerte Thomas Hartmann unter Applaus der Zuschauer die Ziellinie und durfte eine weitere Ironman-Medaille in Empfang entgegennehmen. Von den 20 Teilnehmern der AK 60 erreichten 14 das Ziel. Insgesamt erreichten von 1350 Teilnehmern nur 984 Athleten das Ziel. Die harten Wettkampfbedingungen mit Wellen und Hitze sorgten für viele Ausfälle.
Herzlichen Glückwunsch Thomas !
Ironman Thun – anbei der ausführliche Rennbericht von Thomas:
... wie sagte am Samstag ein Bekannter zu mir: „Nach Thun reist man nicht wegen einer persönlichen Bestzeit, sondern wegen einer guten Platzierung!
Um 3:30 Uhr klingelte der IM-Wecker in unserer Ferienwohnung. Nach einem Frühstück und Kaffee fuhren wir nach Thun. Über die Autobahn war das ein kurzer und schneller Weg. An den Baumkronen bemerkte ich bereits den etwas kräftigen Wind der so nicht angekündigt war. Wir parkten beim Panorama Center und fuhren mit dem Shuttle zum Startbereich. Alles klappte wunderbar. Die Temperatur betrug um 5:00 Uhr ca. 17 Grad. Versorgungsflaschen ans Rad, Egde kalibrieren, Luft pumpen, die Wechselbeutel kontrollieren und kurz das Dixi besucht. Alles war angerichtet für einen perfekten Renntag.
Direkt neben der WZ befindet sich das Strandbad mit dem Schwimmstart.
Noch 30 Minuten bis zum Start der Profis. Also Neo an und einschwimmen. 19 Grad Wassertemperatur. Was man vom Ufer aus wahrnehmen konnte, bestätigte sich im Wasser. Auf den ersten 1500m werden wir Gegenströmung mit Wellen haben. Wie verläuft eigentlich die Schwimmstrecke? Die Bojen waren schwer erkennbar und der Wendepunkt nicht in Sicht. Ich reihe mich in meinen Startblock ab 1:15 Std ein. Eine letzte Verabschiedung von Dorit. Es gab kein Zurück mehr. Ich bin entspannt. Rolling Start, Uhr drücken und los. Die ersten 200 m bis zur Eckboje waren noch ein wenig stressig. Dann wurde es entspannter und ich hatte sportliche Ruhe um mich herum. Ich orientiere mich von Boje zu Boje. Je weiter vom Ufer weg, desto heftiger der Wellenschlag, nicht unbedingt hoch, aber kräftig. Gefühlt bekam ich alle 10 Züge eine „Gosch“ voll Wasser. Nach rund 1500 m das erste Eck und nach 100 m das 2. Eck und nun zurück. Boje für Boje, eine unendliche Strecke und endlich nahte der Bogen zum Swim-Exit. Das Schwimmen hatte Kraft gekostet die Arme waren schwer. Endlos lang der Weg durch das Hafenbecken. Dann endlich der Bodenkontakt. Ein freundlicher Helfer zog mich raus. Ein Blick auf die Uhr, über 4150 m bei einer Zeit von 1:33 h. Es ist wie es ist. Auf los zur WZ, Neo aus und fertig machen fürs Rad. In der gut markieren Zone, wo übrigens erst die Hälfte der Bikes weg waren, finde ich sofort mein Rad.
1km anrollen, dann gings in den ersten satten Anstieg. Fortan bemerkte ich ein komisches Gefühl im Magen-Darmtrakt, das sich auf den kommenden Km verstärkte. Ich hielt mich an meine Radvorgaben, um nicht zu überdrehen. Der Wind machte die steigenden Temperaturen etwas angenehmer. Blauer Himmel, ein phantastisches Bergpanorama vor Augen, noch imposanter als am Samstag bei der Streckenbesichtigung. Hoch schalten und zack da sprang die Kette vom Blatt. Anhalten und auflegen. Zum Glück war sie komplett neu noch sauber. Rauf auf den Sattel und weiter. Inzwischen verstärkte sich der Druck in Richtung Darmausgang und der Gang zum Dixi war nicht vermeidbar. Noch waren es 5 km. Hoffentlich schaffe ich das noch. Verpflegungstelle und Dixi erreicht. Zum Glück war eins frei. Nasser Einteiler runter, die spürbare Erleichterung und wieder hoch. So einen Sch…. hatte ich jetzt auch noch nicht. Zeitverlust min 5 Minuten. Dafür waren jetzt meine Beschwerden weg und ich konnte wieder wie gewohnt weiter treten.
Die erste Radrunde neigte sich dem Ende und der führende Profi überholte mich. Am Wendepunkt stand Dorit und feuerte mich an. Also los in die 2. Runde. Konstant weiter radeln, nicht überzocken und verpflegen. An einer Steigerung bei km 110 meldete sich dann der rechte Oberschenkel und kurz danach der Linke. Ich konnte mich gerade noch über die Kuppe retten. Ich erhöhte die Salzzufuhr und sorgte zusätzlich für Wasser und Kühlung. Gelversorgung war nach Plan. Es folgten 2 große Anstiege. Insgesamt blieb ich unter den Leistungswerten. ICH MUSSTE NACH HAUSE kommen! Es ging in den letzten Berg und der war knackig. Nach 1/3 war es geschehen. Links raus, anhalten, weil beide Beine krampften. Was einst am Fashinajoch funktionierte, musste auch hier funktionieren. Ich musste nur über diese eine Kuppe. Ausharren, zusätzlich Salz und Wasser. Es kam der Kampfrichter vorbei und fragte mich nach meinem Befinden. Ich startete mit anrollen bergab und dann die Steigerung hoch. Geschafft. Noch 30 km mit ein paar kleinen Wellen aber überwiegend ging es bergab zurück nach Thun. Ich ließ es rollen nutze ein wenig die erlaubte Windschattenbox. Salz hatte ich inzwischen keines mehr. An Druck auf der Ebene war nicht zu denken.
Der letzte Rad-Kilometer, raus aus den Schuhen und die Füße lockern. Mein Bikesplitt über 179k lag bei 6:39 h bei 2300 Hm. Da hatte ich mir echt mehr erwartet. Nehmen wir es wie es ist. Ich bin wieder zurück im Rennen. Aber mehr ging heute nicht.
Der Abstieg vom Rad und endlich laufen. Plötzlich brannten meine Fußsohlen. Das Poligras hatte sich in eine große heiße Herdplatte verwandelt. Aua, Aua…ein freundlicher Helfer verwies mich auf eine der weißen Linien. So ein Kunstrasenplatz ist lang. Im Fersengang ging es zu meinem Wechselbeutel. Die Temperatur betrug inzwischen 33 Grad…
Das Anlaufen klappte erstaunlich gut und stimmte mich positiv. Sollte ein guter Marathon folgen? Bis km 14 lief alles nach Plan und ich konnte mich kühlen und versorgen. 1 Runde ist erledigt. Doch dann meldete mein Körper andere Warnsignale. Der Kreislauf begann zu stottern und mir wurde schwindelig. Also Tempo raus und wandern. Der Einteiler war nass vom Kühlen und durch die Temperaturreduzierung wurde mir kalt. An Laufen war nicht zu denken. Ich informierte Dorit. Ich wanderte und nahm Brühe, die Salzstängel waren zäh zu essen. Km für Km, 1 Runde über 14km. Wieder kam ich bei Dorit beim Ziel vorbei. Der Einteiler war durch die Hitze wieder getrocknet und mein Körper hatte wieder Temperatur. Ja, ich wollte jetzt auf der letzten Runde immer wieder Anlaufen. Das funktioniert auf den Asphaltbereichen mit Run & Walk. Die HF stieg wieder an, was ein gutes Zeichen war. Noch einmal am Ziel vorbei. Nur noch 9km. Vorbei an den Zuschauern, die mich anfeuerten. Sobald die Muskulatur und der Kreislauf mir positive Signale zeigten, ging ich es wieder aktiver an. So purzelten Km für Km…
Die letzte Verpflegung kam. Es war noch ein Kilometer abzusolvieren. Es ging körperlich wieder aufwärts, ich rannte wieder. Nur noch die lange Gerade entlang, heute das letzte mal, links vorbei, einen Bogen um die Dusche herum und noch einen großen Bogen, um gleich in die Zielarena einzulaufen. Doch jetzt durfte ich in den Zielkanal einbiegen und meinen Einlauf meiner 9. Langdistanz in 14:33:21 Stunden genießen.
Platz 8 von 20 Teilnehmern (AK 60), 6 Teilnehmer erreichten nicht das Ziel in der AK 60, beste Platzierung ever bei einem Ironman. Von rund 1350 TN erreichten 950 das Ziel.
Etwas ausatmen und verarbeiten. Dann machte ich mich auf den Weg zur Versorgung, trank noch ein Apfelschorle, Hunger hatte ich nicht. Appetitlos! Duschen, frische Kleidung und zu Dorit. Sie holte das Auto während ich Rad und Wechselbeutel holte. Treffpunkt vereinbart und es dauerte ewig bis sie kam. Einladen und zurück zum „Adlerhorst“ wo wir gg. 23:30 Uhr eintrafen. Ich wollte nur noch ins Bett fallen. Der Körper glühte, brannte und freute sich über das kühle Radler.
Meinen persönlichen Respekt an alle die dabei waren. Danke an die Orga die einen perfekten Triathlon organisiert hat mit all ihren freundlichen und hilfsbereiten Helfern.
…. und so hatte mein Bekannter doch eine gute Vorhersage getroffen.
Thomas Hartmann
IMPRESSIONEN:
(Bilder: Thomas Hartmann)