Der Backnanger Triathlet Jörg Bauer mutiert zum IRONMAN

Pressebericht Backnanger Kreiszeitung vom 26.04.2017  (Bericht: Steffen Grün,  Foto: A. Becher).

Für Jörg Bauer aus Backnang ist der City-Triathlon in seiner Heimatstadt am Sonntag nur eine Etappe auf dem Weg nach Barcelona. Tritt für Tritt bereitet sich der ambitionierte Hobby-Triathlet Jörg auf seine Ironman-Premiere am 1. Oktober in Barcelona vor.

„Ich war ein totaler Sportmuffel.“ Jörg Bauer weiß genau, wie es dazu kommen konnte, dass er mit seinen 1,75 Metern 104 Kilogramm auf die Waage brachte. „So kann es nicht weitergehen“, dachte sich der Backnanger und kaufte sich ein Mountainbike. Das war vor sechs Jahren, mittlerweile ist aus ihm ein ambitionierter Hobbytriathlet geworden, der auch am Sonntag beim 6. City-Triathlon in seiner Heimatstadt mit von der Partie ist.

Die Sünden sind verjährt, von seinen damaligen Lehrern droht längst kein Ärger mehr. Jörg Bauer kann es deshalb locker zugeben: „Ich war dafür bekannt, dass ich den Schulsport geschwänzt habe.“ Am Widerwillen, sich sportlich zu betätigen, änderte sich als Erwachsener nichts. Obwohl der gelernte Maurermeister auf Baustellen ordentlich zupacken musste, war’s um seine Fitness zunehmend schlechter bestellt. „Die Runde mit unserem Riesenschnauzer, die ich morgens um 4.30 Uhr drehe, ist immer kleiner geworden“, erinnert sich Jörg Bauer. Wann der 47-Jährige die Notbremse zog, hat er sich ganz genau gemerkt: „Ich habe mir am 7. Mai 2011 ein Mountainbike gekauft.“ Fortan strampelte er jeden Morgen zehn bis zwölf Kilometer – im einbeinigen Tritt, „damit der Hund mitkommt“.

Vier Monate später zeigte die Waage bereits 17 Kilogramm weniger an, „ohne das Ess- und Trinkverhalten verändert zu haben“. Er hatte Blut geleckt und baute sein Sportprogramm aus. Für die Tour mit dem Vierbeiner setzte sich Bauer weiterhin auf sein Mountainbike, für Solofahrten kaufte er sich ein Rennrad: „Ich habe drei Alpenüberquerungen gemacht.“ Mit Begleitfahrzeug ging es 2012 von Backnang nach Bozen, 2013 nach Lugano, 2014 nach Nizza. Als der Murrtaler nach Südfrankreich radelte, hatten er und sein bis dahin nur kickender Neffe schon beschlossen, mit dem Triathlon zu beginnen. Das Problem: „Ich musste erst richtig schwimmen lernen, ich konnte mich nur über Wasser halten.“ Bei Simon und Sandra Schlichenmaier, zwei starken Triathleten aus der Region, belegte Jörg Bauer zunächst einen Schwimmkurs und leistete sich danach noch Privatstunden, um die Kraul-Technik zu verfeinern.

Seinen ersten Triathlon bestritt Jörg Bauer 2014 in Backnang. Zwei von drei Disziplinen hatte sich der Schwabe damit angeeignet, blieb noch das Laufen. Bei dem simplen Vorgang, einfach ein Bein vor das andere zu setzen, wollte es der Geschäftsführer eines Backnanger Bauträgerunternehmens aber nicht belassen. Der ihm inne wohnende Perfektionist verlangte nach einem eigenen Lauftrainer – und es sollte nicht irgendeiner sein, sondern Matthias Marquardt, der unter anderem als Verfasser von Laufsport-Artikeln bei Spiegel Online bekannt ist: „Ich hatte Bücher von ihm gelesen und wusste daher, dass es passt.“ Plötzlich waren die Probleme mit den Oberschenkeln, die Bauer begleitet hatten, verschwunden und die Zeit für den ersten Wettkampf gekommen. Seine Premiere feierte er beim City-Triathlon in Backnang 2014, „mein Ziel war, anzukommen und ein Weizenbier zu trinken“. Nach 1:22:34 Stunden durfte eingeschenkt werden, er hatte die 500 Meter im Freibad, die 20 Kilometer im Sattel und die 5 Kilometer per pedes hinter sich. Seither ist das Jedermann-Rennen in seiner Heimatstadt „eine Pflichtveranstaltung als Teamvater des „Teams Zur Ruhe“, das seine Partnerin Charlotte Klinghoffer vor vier Jahren ins Leben gerufen hat und das mittlerweile elf Sportler aller Altersklassen umfasst.

Doch auch andernorts ist Jörg Bauer im Einsatz, im vergangenen Jahr brachte er es auf sieben Wettkämpfe – drei Sprints, drei Kurz- und ein Mittelstreckenrennen. 2017 bereitet er sich mit den Rennen am Sonntag in Backnang sowie später in Heilbronn auf seinen ersten Ironman vor, „am 1. Oktober starte ich in Barcelona“. 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und zum Abschluss ein Marathon – um für diese Strapazen gerüstet zu sein, bereitet sich Bauer ziemlich professionell vor. Im Urlaub auf Gran Canaria vor einigen Wochen sah er den Strand selten, stattdessen buchte er ein Trainingslager in Maspalomas, das ihm in einer Triathlon-Zeitschrift aufgefallen war. Einzige Voraussetzung: „Man musste ein Triathlon-Fahrrad mitbringen.“ Zwei Wochen vor der Reise fiel ihm auf, in wessen Hände er sich begeben sollte. In die von Toni Hasler, dem Trainer und Lebensgefährten von Natascha Badmann, sechsmalige Siegerin beim legendären Hawaii-Ironman. „Sie war zu 95 Prozent dabei“, erzählt Bauer von den zwölf Trainingstagen auf der Kanareninsel, die immer ungefähr sieben Stunden dauerten – „mal etwas mehr, mal etwas weniger“.

Weil sich ein Teilnehmer bei einem Trainingsunfall einen Rippenbruch zuzog und aussteigen musste, war neben dem Backnanger nur noch ein weiterer Mitstreiter übrig. „Man konnte sich keine Minute verstecken“, verrät Bauer, dem sein Trainer am ersten Abend prophezeit hatte, „dass ich vor dem vierten Tag aufgeben würde“. Er bewältigte die 150 Kilometer lange, mit 3500 Höhenmetern gespickte Rad-Runde aber ebenso wie alles andere, was Toni Hasler ausgeheckt hatte. So viel Kampfgeist rang dem Trainer großen Respekt ab. „Weil ich die zwei Wochen ohne Klagen und Murren durchgezogen habe, hat er sich bereit erklärt, mir Trainingspläne zu schreiben.“ Bauer bekommt per E-Mail mitgeteilt, was er tun soll. Das Programm summiert sich auf zwölf bis zwanzig Stunden „ich muss ein Trainingsprotokoll zurückschicken“. Einmal pro Woche wird telefoniert, vorerst soll diese Zusammenarbeit bis zu Bauers Ironman-Debüt in Barcelona andauern.

Lieber wäre es ihm, wenn sich Hasler länger um ihn kümmern würde – bis zum Norseman Xtreme Triathlon in Norwegen, den Bauer zum 50. Geburtstag in Angriff nehmen will, „das ist das eigentliche Ziel“. Er hofft, dass ihm Hasler so lange zur Seite steht, und ist guter Dinge, „weil auch eine Freundschaft entstanden ist“. Davon profitiert wiederum der Backnanger City-Triathlon, denn Natascha Badmann geht am Sonntag, den 30.04.2017 auf Einladung von Charlotte Klinghoffer fürs Team Zur Ruhe an den Start. „Die Idee ist auf Gran Canaria entstanden“, erzählt Jörg Bauer. Der ehemalige Sportmuffel bringt es inzwischen übrigens auf ein ideales Wettkampfgewicht von rund 75 Kilogramm.

Wir wünschen Jörg eine gute Vorbereitung auf sein IRONMAN-Debüt in Barcelona 2017 !!

2019-03-11T17:01:05+01:0028. April 2017|Allgemein|
Nach oben